Neubau Feuerwehr Quenhorn, Wettbewerb 3.Preis

Durch die gestaffelte Höhenentwicklung des Gebäudes zeigt sich das neue Feuerwehrgerätehaus in Quenhorn selbstbewusst nach Aussen und definiert die räumlichen Kanten des Grundstücks und der Nachbarbebauung. Das Gerätehaus ist ablesbar als besonderer Ort im Ensemble mit der Schule und bildet einen identitätsstiftenden Ort aus, der den städtebaulichen und architektonischen Kontext im ländlichen Freiraum stärkt. Die Offenheit des Hauses stärkt die Sichtbarkeit der Feuerwehr als moderne, öffentliche und gemeinnützige Organisation insbesondere auch für die Nachwuchsgewinnung. Die interne Orientierung im Alarmfall ist übersichtlich und mit kurzen Wegen organisiert. Das zügige Ausrücken der Fahrzeuge ist durch den Alarmeingang vom Parkplatz in die Umkleiden und der direkten Sichtverbindung über den breiten Flur in die Fahrzeughalle gewährleistet. Die Freiwilligen kommen dabei hinter den Fahrzeugen in die Halle und vermindern so die Unfallgefahr beim Ausfahren. Die Werkstätten sind von der Halle zugänglich und die Einsatzmittel an der Rückwand in einem Hochregallager angeordnet. Die Nassräume sind kompakt und gebündelt organisiert und sind sowohl von den Umkleiden als auch den Fluren erreichbar. Das Behinderten-WC ist nachgewiesen. Der Schulungsraum hat einen direkten Bezug in den Aussenraum sowie auf eine überdeckte Terrasse, die zwischen dem Innen- und Aussenraum vermittelt. Diese Verglasung erlaubt grosszügige Ein- und Ausblicke in die offene Landschaft insbesondere auch abends.

Durch die zurückhaltende, der Bauaufgabe entsprechende Architektursprache fügt sich der Baukörper angemessen und selbstbewusst in den ländlichen Kontext ein. Die gewählte Materialität stärkt die Ablesbarkeit des Gebäudes als öffentlicher Ort und repräsentiert die Aufgaben der Feuerwehr.

Das Tragwerk wird als kostenoptimierte Holzbaukonstruktion entworfen. Gegenüber einem Stahlbetonbau ist beim Holzbau der Flächengewinn der Konstruktionsfläche, die energetische Qualität, die allergeenfreie Bauweise und die Schnelligkeit bei der Erstellung mit qualitativ hochwertigen und vorgefertigten Elementen ein signifikanter Vorteil. Die vorgeschlagene massive Holzkonstruktion aus Brettsperrholz (BSP) mit Sichtqualität dient als Wärmespeicher und reduziert den zu erwartenden Wärmebedarf. Die weiss lasierten Sichtoberflächen des Holzes erfordern keine weiteren zusätzlichen Schichten. Die Deckenkonstruktion im Bereich der Nutzräume erfolgt mit einer Brettsperrholzkonstruktion, die die technischen Anforderungen an Tragfähigkeit, Brandschutz, Schwingungsverhalten und Optik optimal erfüllt. Die Konstruktion im Bereich des Fahrzeughalle mit mittels Brettschichtbindern, die die grössere Spannweite der Halle überspannen. Die Aussteifung erfolgt durch die BSP-Elemente. Somit ist der gesamte Innenraum durch das Material Holz geprägt, der sich an Wand und Decke wiederfindet. Die Aussenhaut wird durch eine rötlich-graue lasierte Weisstannenschalung gebildet. Die Materialität orientiert sich an der sichtbaren Verwendung der Oberflächen und trägt zu dem angemessenen Erscheinungsbild bei. Sämtliche Oberflächen sind strapazierfähig ausgelegt und somit für eine dauerhafte Nutzung geeignet. Im Bereich der Konstruktion wird durch die Reduktion auf wenige unterschiedliche Elemente sowohl im Bereich des Tragwerks als auch der Fassade ein hoher Grad an industrieller Vorfertigung erfolgen. Ein rascher und problemloser Baufortschritt sowie eine überdurchschnittliche Fertigungsqualität kann damit umgesetzt werden. Die eingesetzten Materialien, die Vorfertigung sowie der sparsame Einsatz an Haustechnik gewährleisten langfristig geringe Errichtungs- und Betriebskosten. Durch die reduzierte Material- und Farbwahl entsteht eine angemessene Repräsentanz der Feuerwehr und vermittelt diese sichtbar für die Bürger.

Die verwendeten Baumaterialien werden größtmöglich lokal, umweltschonend und recyclingfähig bzw. wieder verwendbar sein. Der Baustoff Holz bindet CO2 und verbraucht in der Produktion deutlich weniger Energie als konventionelle Baustoffe und ist zudem ein erneuerbarer Baustoff. Gleichzeitig ist ein späterer Rückbau problemlos möglich, da ein Großteil der Abfälle recycelt oder thermisch verwertet werden kann. Daneben spielen aber auch weitere Aspekte wie Behaglichkeit im Innenraum durch diffusionsoffene Bauweise, die hochwertigen und fertigen Oberflächen sowie die rasche und wirtschaftliche Montage eine Rolle. Eine Integration der Installationsebenen erfolgt in den Elementen selbst oder in der Konstruktionsebene sodass das Holz als Oberfläche zum Tragen kommen kann. Dies ist nicht nur beispielhaft in der Reduzierung von Material und Energie im Ausbau sondern ermöglicht auch eine umweltverträgliche Instandhaltung durch Abschleifen und Neuversiegelung der Oberfläche. Vollholzwände verbessern die Nachhaltigkeit im Vergleich zu der üblichen Holzständerbauweise durch den Wegfall der losen Wärmedämmung und deren notwendigen Instandsetzungszyklus von 30 Jahren und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur ökologischen Bilanz. Der Energiebedarf für Wärmeerzeugung und Warmwasser wird durch eine CO2-neutrale Holzpelletheizung erzeugt und das Dach wird intensiv begrünt.

Lageplan

Grundriss

Ansicht Süd

Schnitte

Fassadenschnitt /-ansicht

Daten:
Zeitraum 06/18
Stand Wettbewerb, 3.Preis
LPH 1/2
Fläche 605 qm
Budget  – Mio Euro
Bauherr Gemeinde Herzebrock-Clarholz

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